Jahrelang dachte ich, es wäre etwas falsch mit mir! Jahrelang habe ich meine Unterhosen versteckt, weil ich dachte, dass das weiße Zeug in meinem Schlüppi eine seltsame Krankheit wäre, aber es mir zu peinlich war, jemanden (Freundin, Mama oder einen Arzt) danach zu fragen. Selbst es zu googlen war mir zu unangenehm, nicht das Google dann auch noch weiß, das mit mir untenrum etwas nicht stimmt.
In der Schule haben wir zwar über weibliche Geschlechtsorgane im Bio-Unterricht gesprochen, aber niemals über dieses weiße, glitschige Zeug, dass da in meiner Unterhose ist.
Falls du dich das also auch schon immer gefragt hast, was dieser weißliche Ausfluss in deinem Schlüppi ist, hier die Antwort: eine ganz wichtige und natürliche Körperfunktion, die alle Frauen und Menstruierende haben!
Was genau ist aber dieses Sekret?
Grundsätzlich setzt sich dieser vaginale Ausfluss aus verschiedenen Dingen zusammen: Vaginalsekret, Erregungsschleim, Sperma vom vorhergehenden Tag und Zervixschleim, wobei letztes der Hauptbestandteil des Ausflusses ist.
Die normale Vaginalsekret-Menge ist etwa 5 ml/Tag.
Der vaginale Ausfluss hat verschiedene wichtige Funktionen für den Körper, z.B. schützt er das empfindlich Scheidenmilieu vor Bakterien, Viren und Pilzen (da der PH-Wert des Ausflussen im sauren Bereich liegt, können sich die Erreger weniger schlecht vermehren). Außerdem können mit dem Ausfluss Keime, die sich schon in der Vagina befinden, besser nach draußen abtransportiert werden. Damit schützt dein Körper die weiblichen Geschlechtsorgane.
Darüber hinaus begünstigt der Zervixschleim den reibungslosen Transport der Spermien.
Das ist auch mit ein Grund, warum der Ausfluss unterschiedlich stark und unterschiedlich in seiner Konsistenz zu verschiedenen Zeiten deine Zyklusses ist.
Genauer erklärt passiert folgendes:
1. Menstruation
Während deine Menstruation ist dein Östrogen- und Progesteronspiegel niedrig, sodass der Gebärmutterhals zu diesem Zeitpunkt nicht viel Zervixschleim produziert
2. Follikelphase
Nach der Menstruation fühlt sich deine Vagina noch etwas trocken an, aber langsam steigt der Östrogen-Pegel in deinem Körper wieder an. Je höher dieser dann steigt, desto mehr Schleim produziert der Gebärmutterhals. Der Zervixschleim kann zunächst etwas dickflüssiger und zäher sein und verändert sich dann im Laufe der Follikelphase hin zu dünnflüssig-cremig (wie eine Lotion).
3. Eisprung
Jetzt wird’s ernst für den Zervixschleim. Wahrscheinlich fühlt sich deine Vagina in dieser Zeit etwas feuchter an und der Schleim wird glitschiger, dünnflüssiger, fast wie Eiweiß. Du kannst den Schleim jetzt regelrecht zwischen deinen Finger spinnen. In dieser Zeit kann dein Ausfluss bis zu 20 mal stärker sein als an anderen Tagen deines Zyklus, denn der Zervixschleim hat jetzt eine wichtige Aufgabe. Er sorgt dafür, dass deine fruchtbare Phase länger ist, indem er das beste Milieu für Spermien bietet. In dieser Zusammensetzung und Konsistenz können die Spermien länger überleben und “herumschwimmen”, da sonst das saure Milieu in der Vagina schnell tödlich für die kleinen Dinger wäre.
Während du also rein von deinem Eisprung gesehen potentiell nur 12- 24 Stunden fruchtbar bist, verlängert der Zervixschleim diese Zeit bis auf 6 Tage vor deinem Eisprung, da die Spermien so lange überleben können.
Gleichzeitig dient der Zervixschleim allerdings auch als Barriere für “schwache” Spermien, um sicherzustellen, dass nur die stärksten Schwimmer durchkommen.
4. Lutealphase
Nach der fruchtbare Phase wird der Zervixschleim wieder zähflüssiger, klebriger und trockener. Das dominierende Hormon Progesteron hemmt jetzt die Produktion des Schleims bis er dann am Ende dieser Phase ganz ausbleibt.
Und dann beginnt der Zyklus wieder von vorne.
Weitere wichtige Fakten zum Vaginalausfluss:
- Das Vaginalsekret riecht nicht unangenehm
- Der pH-Wert liegt zwischen 3,8 und 4,4, nach der Menopause erhöht sich dieser Wert auf über 5.
- Vaginaler Ausfluss der eigenartig riecht oder ungewöhnlich aussieht, kann ein Anzeichen für eine bakterielle Entzündung, Infektion oder andere Krankheiten sein. Falls du das bemerkst, lass das am besten von einem Arzt abklären.
Das weiße Zeug in der Unterhose ist also rein gar nichts komisches oder unhygienisches, sondern ganz im Gegenteil, eine wichtige Funktion unseres Körpers, anhand dessen wir auch die Gesundheit unseres Geschlechtsorgane ablesen können.